Raderach

Quelle: DMA, Bildstellenordner 750, 9206 

Überblick:

Größe: 4 Teammitglieder

Projektstart: Oktober 2024

Phasen:

1: Historische Aufarbeitung

2.1: Technische Rekonstruktion

2.2: Publikation

3: Museumsplanung

4: Museumseinrichtung

Kooperationspartner:

  • Zeppelin Museum
  • Universität Stuttgart
  • Thomas Kliebenschedel

Projektbeschreibung

Projekt Raderach – Friedrichshafen als Wiege der Luft- und Raumfahrt 

Friedrichshafen und seine Umgebung sind nicht nur heute ein bedeutendes Zentrum der Luft- und Raumfahrt, sondern blicken auf eine lange, traditionsreiche Geschichte in diesem Bereich zurück. Besonders bekannt sind die von Graf Ferdinand von Zeppelin gegründete Luftschiffbau Zeppelin GmbH, die nach ihm benannte Zeppelin-Universität sowie die Dornier-Werke, die heute größtenteils in den Airbus-Konzern integriert sind.

Doch die Region birgt auch ein weniger ruhmreiches Kapitel der Luft- und Raumfahrtgeschichte: Die Heeresversuchsanstalt Peenemünde, unter der Leitung von Wernher von Braun, betrieb hier eine Prüfstelle zur Entwicklung der Aggregat-Raketen – den Vorläufern der späteren Saturn-V- und Ariane-Raketen. Insbesondere die berüchtigte V2 (Vergeltungswaffe 2), die im Zweiten Weltkrieg gegen die Feinde des nationalsozialistischen Deutschlands eingesetzt wurde, wurde hier getestet. Der Standort lag im heutigen Friedrichshafener Stadtteil Raderach (früher Oberraderach). Kurz vor Kriegsende wurde die Anlage nahezu vollständig zerstört, später von französischen Truppen als Übungsplatz genutzt und dient heute als Müllkippe. 

Die gezielte Aktenvernichtung durch das NS-Regime und die Zerstörung des Geländes machen es heute äußerst schwierig, die genauen Vorgänge an der Prüfstelle zu rekonstruieren. Wer war beteiligt? Welche Experimente wurden durchgeführt? Und welchen Einfluss hatte der Standort auf die V2-Produktion? Diese Fragen haben wir vom SeeSat e.V. uns zur Aufgabe gemacht, zu erforschen. Damit wagen wir uns aus unserer bisherigen Komfortzone – von rein technischen Projekten hin zu einer tiefgehenden historischen Aufarbeitung. 

Doch die Geschichte von Oberraderach wirft noch weitere Fragen auf. Der renommierte Physiker Erich Regener, der 1937 auf der Pariser Weltausstellung mit dem Grand Prix für Militärluftfahrt und Luftfahrtindustrie ausgezeichnet wurde, betrieb bis 1938 in Friedrichshafen das sogenannte Bodensee-Laboratorium. Doch seine Karriere wurde durch die politischen Verfolgungen der Nationalsozialisten jäh beendet – er verlor seine Professur an der Technischen Hochschule Stuttgart. Dennoch gab er seine Forschung nicht auf: Er gründete ein privates Forschungsinstitut in Friedrichshafen, das noch im selben Jahr in die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (heute Max-Planck-Gesellschaft) eingegliedert wurde. Dort leistete er Pionierarbeit für die deutsche Luft- und Raumfahrtforschung. Sein Hauptanliegen war die Erforschung der Stratosphäre, für welche er die sogenannte “Regener-Tonne” entwickelte, welche an Bord einer A4-Rakete in eine Höhe von 60km geschossen werden und Messungen vornehmen sollte. 

Unser langfristiges Ziel mit dem Projekt Raderach ist die Einrichtung eines Museums, das die Geschichte der Prüfstelle der Heeresversuchsanstalt Peenemünde, des Physikers Erich Regener und seiner bahnbrechenden Forschungen am Bodensee dokumentiert. Derzeit sichten wir hunderttausende Seiten von Akten und arbeiten mit Historikern sowie Archivaren weltweit zusammen, um die komplexen Zusammenhänge zu verstehen und die Geschichte ans Licht zu bringen. In der nächsten Phase werden wir viele der damaligen Apparate und Erfindungen rekonstruieren, um die wissenschaftlichen Errungenschaften und historischen Entwicklungen für die Nachwelt greifbar zu machen. 

Die Idee zum Projekt entstand im Anschluss an die BVSR-Konferenz, als eine Gruppe von Teilnehmern unter der Leitung von Thomas Kliebenschädel die ehemalige Prüf- und Abnahmestelle für Aggregat-4-Raketen besichtigte. Die historische Bedeutung der Anlage und die beeindruckenden technischen Hinterlassenschaften führten zu der Entscheidung, die Erforschung und Dokumentation dieser frühen Phase der Höhenforschung aktiv zu unterstützen.

Du hast Fragen oder Anmerkungen? Dann freuen wir uns über eine Nachricht an history@seesat.eu 

Timeline

2024

Projektstart

Team

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Frederic Forkel

Projektkoordinator

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Stefan Wertheimer

Teammitglied 

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Julian Huster 

Teammitglied